Differenzierung nach Lernniveau: 4 Beispiele aus der Praxis

Jens mit seinem fertig differenzierten Material

Warum eine Differenzierung nach Lernniveau sinnvoll ist? Jede Klasse besteht aus einer Vielzahl an Lernenden mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Vorwissen. Während einige Schüler:innen Aufgaben problemlos meistern, benötigen andere mehr Unterstützung oder alternative Herangehensweisen. Eine Differenzierung nach Lernniveau kann dazu beitragen, dass alle Schüler:innen optimal gefördert werden.

Doch wie kann das in der Praxis aussehen? Ein Beispiel aus dem Schulalltag zeigt, wie eine Lehrkraft unterschiedliche Lernniveaus geschickt in den Unterricht integriert.

Inhalt

Jens' Stunde zu den Mendelschen Regeln 🧬

Jens ist Biologielehrer und unterrichtet eine neunte Klasse. In der kommenden Stunde steht das Thema Genetik und Vererbung auf dem Plan. Die Schüler:innen sollen die Mendelschen Regeln verstehen und anwenden.

Seine Klasse ist leistungsmäßig sehr heterogen. Einige Schüler:innen, wie Katharina, Karim und Sophie, haben bereits ein gutes Verständnis für genetische Grundlagen und können komplexe Stammbaumanalysen durchführen. Andere, darunter Tim und Nele, tun sich schwer mit Fachbegriffen und logischen Verknüpfungen. Jens möchte eine Differenzierung nach Lernniveau vornehmen, um allen gerecht zu werden. Doch wie kann er das am besten umsetzen?

Angepasste Aufgabenstellungen ✏️

Eine Möglichkeit zur Differenzierung nach Lernniveau ist das Bereitstellen unterschiedlicher Aufgabenformate. Besonders effektiv ist es, eine gemeinsame Ausgangssituation zu nutzen und diese je nach Niveau unterschiedlich zu bearbeiten. So arbeiten alle Schüler:innen am selben Beispiel, aber mit unterschiedlich hohem Unterstützungs- bzw. Anforderungsgrad.

Gemeinsame Ausgangssituation

Bei Familie Berger kommt das Merkmal „freie vs. angewachsene Ohrläppchen“ vor. Der Vater hat freie Ohrläppchen, die Mutter angewachsene. Das Paar hat zwei Kinder: Kind 1 hat freie Ohrläppchen, Kind 2 angewachsene. Das Merkmal wird vereinfacht monogen vererbt: freie Ohrläppchen sind dominant, angewachsene rezessiv.

Basisniveau

  • Ziel: Verständnis der Grundidee der Vererbung (dominant/rezessiv) in eigenen Worten.
  • Aufgabe: „Erkläre in einfachen Worten, warum Vater und Mutter unterschiedliche Ohrläppchen haben könnten und weshalb die beiden Kinder verschiedene Ausprägungen zeigen.“

📌 Didaktischer Hinweis: Hier geht es um sprachliche Vereinfachung und alltagsnahe Erklärung – ohne Genotyp-Schreibweise. Die Lernenden sollen zeigen, dass sie das Prinzip „dominant setzt sich durch“ verstehen.

💡 Dank smarter interaktiver Aufgaben, können sich Schüler:innen personalisierte Tipps holen und erhalten nach der Abgabe individuelles Feedback von der KI.

Mittleres Niveau

  • Ziel: erste Arbeit mit Genotypen; Zuordnen und Begründen.
  • Aufgabe:„Notiere für Vater, Mutter und die beiden Kinder jeweils einen möglichen Genotyp, der die gegebene Situation erklärt. Begründe kurz, warum diese Genotypen passen.“

📌 Didaktischer Hinweis: Der Fokus liegt auf Allelen, homozygot/heterozygot und der Fähigkeit, plausible Genotyp-Kombinationen herzuleiten. Die Aufgabe fordert bereits fachsprachliche Präzision, bleibt aber klar strukturiert.

Erweitertes Niveau

  •  Ziel: systematisches Durchdenken aller Varianten + logische Ableitungen.
  • Aufgabe: „Erstelle alle denkbaren Genotyp-Kombinationen für Vater und Mutter. Leite daraus ab, mit welcher Wahrscheinlichkeit Kinder freie oder angewachsene Ohrläppchen haben könnten. Erkläre außerdem, welche Genotyp-Kombinationen nicht möglich sind – und warum.“

📌 Didaktischer Hinweis: Hier wird auf höherem Niveau gearbeitet: Analyse, Wahrscheinlichkeiten, Ausschlusslogik. Die Lernenden müssen sowohl genetische Regeln anwenden als auch ihren Lösungsweg transparent machen (AFB II–III).

Eine weitere effektive Methode ist das Fundamentum-Additum-Modell, bei dem Aufgaben in Pflichtaufgaben und Wahl- bzw. Zusatzaufgaben unterteilt werden. So können alle Schüler:innen auf ihrem Niveau arbeiten und haben gleichzeitig die Möglichkeit, sich weiter herauszufordern.

Hilfestellungen & Scaffolding 🏗️

Gerade schwächere Schüler:innen profitieren von gezielter Unterstützung, um komplexe Inhalte besser zu verstehen und eigenständig Lösungen zu erarbeiten.

Eine bewährte Methode ist der Einsatz (gestufter) Hilfen oder Tippkarten. Schüler:innen können sich je nach Bedarf Unterstützung holen, die sie Schritt für Schritt zur Lösung führt. So können Schüler:innen eigenständig weiterarbeiten, während sie gleichzeitig gezielte Unterstützung erhalten. 

💡 In Teachino können solche Hilfestellungen auf unterschiedlichste Weise umgesetzt werden. Jens entscheidet sich dabei für die interaktiven Aufgaben. Hier können sich Schüler:innen personalisierte Tipps holen und erhalten nach der Abgabe individuelles Feedback von der KI. 

💡 Alternativ könnte sich Jens über die KI im Material Tippkarten erstellen lassen und diese ins Material einfügen. Diese können die Schüler:innen bei Bedarf ausklappen. 

Ein weiteres wichtiges Element sind sprachliche Hilfen in Form von Scaffolding (wörtlich „Gerüst“), das insbesondere bei der schriftlichen oder mündlichen Argumentation unterstützt. Dazu gehören z. B.:

  • Vorgegebene Satzanfänge: Diese Starthilfen bieten eine sprachliche Orientierung und erleichtern es den Schüler:innen, ihre Argumente strukturiert zu formulieren, insbesondere bei komplexen fachlichen Erklärungen oder schriftlichen Aufgaben.

  • Fachwortlisten: Sammlung von themenspezifischem Wortschatz, die den Schüler:innen helfen, ihre Gedanken klar zu formulieren und z.B. helfen, genetische Zusammenhänge präzise zu beschreiben

Flexible Gruppenarbeit 🤝

Durch eine flexible Gruppeneinteilung können Schüler:innen auf ihrem jeweiligen Niveau arbeiten und gezielt gefördert werden. Je nach Lernziel und Unterrichtssituation bieten sich unterschiedliche Gruppenkonstellationen an:

💡 Teachino hilft Jens auch bei der Erstellung von Gruppenarbeiten. Entweder über die Chat-Eingabe auf der Startseite oder direkt im Material im Tab “KI”. Dort findest er unter “Unterrichtsideen” die Möglichkeit, Gruppenarbeiten in nur einem Klick zu erstellen.

  • Homogene Gruppen: Schüler:innen mit ähnlichem Lernniveau arbeiten zusammen, sodass sie sich gegenseitig unterstützen können. Diese Gruppenform ermöglicht eine gezielte Anpassung der Aufgabenstellung an das jeweilige Leistungsniveau, wodurch sowohl Überforderung als auch Unterforderung vermieden werden. Schwächere Lernende können grundlegende Kompetenzen festigen, während stärkere Lernende anspruchsvollere Aufgaben bearbeiten oder ihr Wissen vertiefen.

  • Heterogene Gruppen: Stärkere und schwächere Schüler:innen arbeiten gemeinsam an einer Aufgabe. Die leistungsstärkeren Schüler:innen übernehmen dabei oft eine unterstützende Rolle, indem sie ihr Wissen erklären und festigen. Gleichzeitig profitieren schwächere Schüler:innen von zusätzlichen Erklärungen und Unterstützung. Dies fördert nicht nur das inhaltliche Lernen, sondern stärkt auch soziale Kompetenzen wie Kommunikation, Zusammenarbeit und Empathie.

Darüber hinaus kann die Gruppeneinteilung flexibel variieren, indem sich Phasen der homogenen und heterogenen Zusammenarbeit abwechseln. So erhalten alle Schüler:innen die Möglichkeit, sowohl in ihrem eigenen Tempo zu lernen als auch von der Interaktion mit anderen zu profitieren.

Jens' Fazit zur Differenzierung nach Lernniveau 🤝

Jens entscheidet sich für eine Kombination aus angepassten Aufgabenstellungen und individuellem Feedback und Hilfestellungen durch KI. Dadurch stellt er sicher, dass alle Schüler:innen angemessen gefordert und gefördert werden. Für seine nächste Unterrichtseinheit plant er, weitere Methoden zur Differenzierung auszuprobieren.

Durch die gezielte Differenzierung nach Lernniveau profitieren alle: Leistungsstärkere Schüler:innen fühlen sich herausgefordert, während schwächere ohne Druck an ihrer Entwicklung arbeiten können. Gleichzeitig fördern Methoden wie Peer-Tutoring oder flexible Gruppenarbeiten eine kooperative Lernatmosphäre.

💡 Du willst mehr Tipps zur Differenzierung?  Schau regelmäßig auf unserem Blog vorbei oder abonniere unseren Newsletter, damit Du keine neuen Artikel mehr verpasst.